Mal ganz ehrlich: Fing Ihre Karriere auch bei der Schülerzeitung
an? Bei Markus Deggerich jedenfalls war es so. Wir trafen
ihn in Friedrichshain, dem angeblich angesagtesten Stadtteil
Berlins.
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Markus Deggerich
arbeitet als Parlamentskorrespondent im Berliner
Büro von Spiegel Online. (Foto: Mischel) |
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Mittwoch, 1. November, 11:00 Uhr. Wir stehen vorm Cafe Hundertwasser
in der Simon-Dach-Straße. Sonnig und kühl ist es
hier, trotzdem angenehm. Wir warten. Hoffentlich hat er uns
nicht versetzt, schließlich kennen wir Markus Deggerich
nur durch ein paar freundliche Emails. Gegen fünf nach
elf beschließen wir, schonmal reinzugehen.
Wir wählen einen Tisch am Fenster im hinteren Teil des
Cafes. Nett ist es hier, alles schlicht und einfach gehalten.
Wir bestellen je einen Milchkaffee und besprechen schonmal
die ersten Fragen, die wir ihm stellen wollen. Wenn er denn
kommt.
11:10 Uhr. Die Tür geht auf, Deggerich tritt ein. Vermuten
wir zumindest. Jedenfalls hat er Ähnlichkeit mit der
gleichnamigen Person aus dem Spiegel
Online Impressum. Ich hebe den Finger, er sieht mein Signal
und nickt wohlwollend.
Er bietet uns sofort das "Du" an. Deggerich setzt
sich, zündet sich eine Pall Mall Lights an. Durchatmen.
Nokia-Handy, Kippen und Zippo liegen griffbereit auf dem Tisch.
Schnell kommen wir ins Gespräch. Wir stellen Standardfragen,
zum warm werden. Der Onlinejournalist legt los - redestark,
argumentierfreudig, offen.
"Angefangen habe ich natürlich, wie alle, mit der
Schülerzeitung", erzählt er uns. Doch damals
habe er eigentlich gar vorgehabt, Journalist zu werden. Aus
dem westfälischen Dorf Elte
führte ihn sein Weg zunächst nach Müchen, "erstmal
Zivi machen". Dann folgte das Studium. "Meine Ideen
gingen zwar in alle möglichen Richtungen, aber mit Journalismus
hatten die nichts zu tun", erklärt er uns. Doch
der Zufall wollte es so: Angetrieben durch Freunde landete
er auf der Journalistenschule München.
Der Ober hat registriert, dass eine neue Person am Tisch
sitzt. Deggerich bestellt einen Milchkaffee.
Sein erstes Praktikum führte ihn direkt nach der Wende
nach Leipzig. Während seiner Zeit bei der Leipziger Volkszeitung
verliebte er sich in die Stadt, "in diese Aufbruchsstimmung
dort". Doch sein Weg führte wieder zurück nach
München für ein Jahr, "Studium abschließen."
Aber schnell merkte er: "Ich will unbedingt raus aus
dieser glatten, sauberen, langweiligen Stadt." Leipzig
- dahin zurück sollte es gehen. Er hatte seine Gründe.
Deggerich greift zu seiner kleinen blauen Schachtel
auf dem Tisch. Er bietet uns keine Zigarette an. Er scheint
sich sehr sicher zu sein, dass wir nicht rauchen. Das Zippo
klickt. Der Ober bringt Milchkaffee.
In Leipzig lebte und arbeitete er ein Jahr lang frei, anschließend
drei Jahre als Korrespondent bei der dpa. "Und dann habe
ich gemerkt, dass dpa zwar spannend war und Leipzig Spaß
machte, aber dass es schon den Kopf verklebt, immer nur Nachrichten
zu machen". Er wollte weg. Keine Nachrichten mehr schreiben.
Irgendwie wollte er mehr.
Deggerich nippt an seinem Kaffee. Das Fragespiel geht
weiter.
Also bewarb er sich bei der Henri-Nannen-Schule in Hamburg
- und bekam den Platz. Praktika beim Stern, bei der Süddeutschen
und bei Spiegel Online folgten. "Dort war's allerdings
nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe", erzählt
er.
Nach seiner Nannen-Zeit - doppelt qualifiziert und mit der
nötigen Praxiserfahrung - beschloss er, zur Süddeutschen
zu gehen, weil er "unbedingt nach Berlin wollte".
Doch dann kam plötzlich der Anruf von Spiegel Online.
Jetzt arbeit Markus Deggerich dort als Hauptstadt-Korrespondent.
Seinen Weg nach Berlin hat er gefunden, auch ohne die Süddeutsche.
Demnächst wird er Verstärkung bekommen, erzählt
er uns. Das Nachrichtenportal will eine mehrköpfige Berlin-Redaktion
aufbauen. Zwei Kollegen vom "Print"-Spiegel sollen
ins Online-Lager wechseln. Nachrichten wird es dann bei Spiegel
Online aus erster Hand geben.
Wir sind gespannt.
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